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Endlich! Harald Schmidt äußert sich nicht
Seit anderthalb Jahren warte ich darauf, dass Harald Schmidt sich nicht äußert. Nun ist es endlich dazu gekommen. Dazu muss man wissen, dass mein Entzücken über ihn weit zurückreicht. Es ging soweit, dass die Harald-Schmidt-Show der Grund für mich war, mir einen Fernseher anzuschaffen. Das muss zwischen 1996 und 1998 gewesen sein. Unvergessen für mich ist die Inszenierung des Vargas Llosa-Zitats „Das Leben ist ein Sturm aus Scheiße, und die Kunst ist ein Schirm dagegen.“ oder auch, dass der Bildschirm einfach mal dunkel blieb. Denkwürdig auch seine Gastauftritte am Bochumer Schauspielhaus in Warten auf Godot und als Vize-Vorstandsvorsitzender eines Rüstungskonzerns in Die Direktoren, aufgeführt in den Räumen der Sparkasse Bochum.…
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Freiheit von Ansichten – Frieden in uns
Thich Nhat Hanh, der große buddhistische Mönch, Lehrer und Friedensaktivist ist am 22. Januar verstorben. Er war einer derjenigen spirituellen Lehrer, die die buddhistische Lehre im Westen verbreitet haben, zunächst in den USA, später in Frankreich, wo er eines der großen Meditationszentren Europas gründete, Plum Village in der Nähe von Bordeaux. Er legte Wert auf interreligiöse Verständigung und auf einen engagierten Buddhismus, bei dem die Praxis im Alltag in Form von Begegnung, Gemeinschaft und sozialem Engagement ein besonderes Gewicht hatten. In der Lehre lag seine Betonung auf der Achtsamkeit speziell für die eigenen Gefühle. Laut Thich Nhat Hanh müssen wir zuerst Frieden in uns selbst schaffen, bevor wir Frieden in…
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Ziehen lassen
Heiner Müller soll einmal gesagt haben: „10 Deutsche sind dümmer als 5 Deutsche.“ Dieser Spruch kam mir heute morgen, noch im Halbschlaf, in den Sinn, als ich in meiner Küche eine Entdeckung machte. Und ich fragte mich: Was, wenn 5 Deutsche auch noch dümmer sind als ein Teebeutel? …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… …………… Bildnachweis: Teebeutel, Zahme Vögel singen von Freiheit – Wilde Vögel fliegen, 18.01.2022
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Rashomon – Eine andere Antwort auf die Frage nach der Wahrheit
Es muss in den frühen 90 Jahren gewesen sein, als ich Rashomon von Akira Kurosawa zum ersten Mal sah. Ein Freund hatte mich gefragt, ob ich ihn zu einer dieser Filmvorführungen im Unicenter begleite. Eher lustlos sagte ich zu. Wir trafen uns also abends in einem Seminarraum des Filmclubs, und ich erinnere mich noch an die zusammengewürfelten Reihen wenig einladender, ausrangierter Stühle und daran, dass es in dem Raum so kalt war, dass wir unsere Mäntel anbehielten. Das sollte jedoch schnell keine Rolle mehr spielen, denn gleich die Eingangssequenzen des Films schlugen mich durch ihre Ästhetik in den Bann. In der westlichen Filmkritik wurde Rashomon zumeist auf eine bestimmte Art…
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Was jetzt am wichtigsten ist
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Feliz Navidad
Heute habe ich in der Klinik, in der meine Mutter seit gestern behandelt wird (siehe den Beitrag „Impfung, Ohnmacht, Schädelbruch“), die frohe Botschaft erhalten, dass sie stabil genug ist, die Feiertage bei mir zu verbringen. Ich freue mich nicht nur, dass es ihr offensichtlich besser geht, sondern auch über die Aussicht, drei Tage mit ihr zusammen zu sein, obwohl ich die Feiertage ursprünglich anders verbringen wollte. Meine Freude ist so groß, dass ich mich spontan entschließe, heute noch einen Weihnachtsbaum in meiner Wohnung aufzubauen und zu schmücken. Traditionsgemäß wird bei mir der Baum zu einem ordentlichen Rock-Christmas-Sampler singend und tanzend geschmückt. Kein Grund, das dieses Mal nicht zu tun. Der…
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Lass dich fallen
Als ich die Einladungskarte für die Feier des besten 50. Geburtstags meines Lebens entwarf, wollte ich neben der oben abgebildeten Fotografie, aufgenommen auf Madeira am Wegesrand, einen Text wiedergeben, der ein lockeres Abfedern in den neuen Lebensabschnitt einleiten sollte. Die Auswahl hatte sich zum Schluss auf zwei Gedichte verengt, von denen ich dem nicht gewählten hier zu seinem Recht verhelfe und es als heutige Inspiration in die Nacht schicke. Es ist von Joseph Beuys, über den sicher schon Bände geschrieben wurden. Dem Magier, dem Visionär, dem Schamanen, dem Gesellschaftskritiker, dem Hochschullehrer, der für seine Vorstellung von Lehrfreiheit seine Entlassung in Kauf nahm. Weiter unten habe ich noch ein Video von…
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Todo Cambia – Alles verändert sich
Kurz nach dem Jahreswechsel vor knapp einem Jahr hatten meine Freundin Silke und ich uns zu einem ausgedehnten Waldspaziergang verabredet. Wir wanderten durch einen lichtdurchfluteten Buchenwald, ab und zu tat sich der Blick ins Tal und auf den Fluss auf. Zwischen uns entwickelte sich ein Gespräch, in dessen Verlauf ich immer leidenschaftlicher meine Erwartung bevorstehender, dramatischer Veränderungen zum Ausdruck brachte – eine Sichtweise, die sie nicht teilen konnte. Was sie jedoch offensichtlich gut nachempfinden konnte, war mein Gemütszustand. Denn als wir beide abends schon längst wieder zu Hause waren, schickte sie mir einen Link auf das Lied Todo Cambia der großartigen, argentinischen Sängerin Mercedes Sosa, mit der Bemerkung, dieser Song…