Recht

Etappensieg

Eine Klage gewonnen, eine zurückgezogen, eine in die Berufung befördert – das ist das Ergebnis der Gerichtsverhandlungen vom vergangenen Mittwoch (siehe Die schwarze Kali). Als gegen Ende der viel länger als geplant dauernden und streckenweise sogar lustigen Verhandlungen, die von den fünf Richterinnen und Richtern des Verwaltungsgerichts Arnsberg in einer freundlichen Atmo geführt wurden, klar wurde, dass wir die Klage gegen die Übertragung von Arbeitsschutzpflichten auf Professor*innen vor diesem Gericht verlieren würden, hatte ich die spontane Eingebung, dass dies nicht das letzte Wort zu diesem Thema sein würde. Und als zeitgleich neben meinem Ohr das Wort „Berufung“ aus dem Mund meines Anwalts in den Gerichtsaal tönte, wusste ich, dass wir uns auf einem guten Weg befinden. Also befasste ich mich an diesem Wochenende mal damit, was es mit den Mechanismen von Berufungen, Revisionen, Instanzen, Beschwerden, etc. konkret auf sich hat.

Bei meiner Recherche fand ich folgendes Organigramm. Bis vor vier Tagen befanden wir uns unten in der Mitte (Erste Instanz, VG; konkret: Verwaltungsgericht Arnsberg). Vereinfacht dargestellt sind für Berufungen in der Verwaltungsgerichtsbarkeit die Oberverwaltungsgerichte, von denen es in jedem Bundesland eines gibt, als zweite Instanz zuständig (OVG im Organigramm). In unserem Falle ist dies das Oberverwaltungsgericht Münster. Dann geht es über das Mittel der Revision weiter bergan in der Pyramide in die dritte Instanz zum Bundesverwaltungsgericht, das seinen Sitz in Leipzig hat. In die Spitze (BVerfG steht für Bundesverfassungsgericht) gelangt man über eine sog. Urteilsverfassungsbeschwerde.

Hatten wir alle einfach nur Pech, dass der ehrenwerte (mir unbekannte) Kollege aus Bayern 2016 in derselben Sache vor dem Bundesverwaltungsgericht gewonnen hatte?

Je länger ich über dieses Organigramm meditiere, desto mehr Gefallen finde ich daran. (Und das mir, die ich selbstorganisierte hierarchischen Strukturen vorziehe!) Und je länger ich mich in die neue Situation versenke, desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass manchmal nicht nur Verlieren besser ist als Gewinnen, sondern dass alles genau so ist, wie es sein soll (das ist zwar ausnahmslos immer der Fall, nur fehlt leider häufig die Wahrnehmung für diese Tatsache).

Was wünschst du dir? Wieviele Ausgaben der Court Compilation soll es geben? Schreib’s mal in die Kommentare!

Na, jedenfalls! Es besteht nun die Aussicht darauf, dass das am Mittwoch Erreichte nur eine Etappe auf einer etwas längeren Abenteuerreise ist. Schließlich soll auch die Titanic nur gaaaaaanz langsam untergegangen sein. Und auch bei meinem Lieblings-Crash (du kennst ihn schon aus dem Beitrag Hey Boss, did you ever see a more splendiferous crash?) …

– Ach komm‘, weil’s so schön ist, hier ist er nochmal –

… entfalten sich die Ereignisse so langsam, dass noch viele Beteiligte die Gelegenheit haben, sich durch einen Sprung ins kalte Wasser in Sicherheit zu bringen.

– Komm‘ hier … nochmal der Sprung –

Mein Anwalt und ich werden also gegen das Urteil Berufung einlegen. Zunächst müssen wir allerdings die Verschriftlichung des Urteils abwarten. Wenn du weiterhin über diese Vorgänge auf dem Laufenden gehalten werden möchtest und auch keine anderen Beiträge auf diesem Blog mehr verpassen möchtest, so trage dich in die Benachrichtungen bei neuen Beiträgen ein (das funktioniert jetzt auch wieder – sorry for any inconvenience of the past…).

Und falls du dich über den Titel dieses Beitrags wunderst: dieses Projekt hat mir so viel Stärkung, Rückenwind und – (du ahnst es) Spaß – gebracht wie kaum ein anderes in den letzten Jahren. Wenn auch die Befreiung für die 50.259 [*] anderen nun noch eine Weile auf sich warten lässt, für mich ist die Befreiung (und in diesem Sinne der „Sieg“) nicht (und war es nie) an das Ergebnis eines Urteils geknüpft, sondern trat bereits mit Einreichen der Klagen ein.

Alles in allem also nicht nur ein Etappensieg, sondern ein „Sieg“, der sich in Etappen entfaltet oder anders ausgedrückt …

… kein Grund, jetzt nicht in die untergehende Sonne zu fahren – zumal diese gerade durch die Wolken bricht.

Fahr‘ mit und klicke für den Soundtrack auf das kleine Video (San Franciscan Nights von den Animals von dem Album Winds of Change) …

… und dann leg‘ dich durch einen Klick auf das große Video mit mir und Eric Burden in die Kurven.

Und wenn du dann noch Lust hast, kannst du ganz unten noch die Botschaft von Eric Burden auf dem Platten-Cover von Winds of Change lesen.



European Residents save up all your bread
and fly Trans Love Airways to San Francisco, U.S.A.,
then maybe you’ll understand the Song.
It will be worth it.
If not for the sake of this Song but
for the sake of your own Peace of Mind.


Daaa dadadaaa dadadaaa dadadaaa

Strobe light’s beam
Creates dreams.
Walls move,
Minds do too.
On a warm San Franciscan night.



San Franciscoooo …

Diddeldiddel diddeldiddle diddeldiddle doooo
Diddeldiddel diddeldiddle diddeldiddle doooo

Dumdidum dumdidum dumdidum dooo



When will they ever learn?



The Children are cool
They don’t raise Fools
It’s an American Dream
Includes Indians too.

Diddeldiddel diddeldiddle diddeldiddle doooo
Diddeldiddel diddeldiddle diddeldiddle doooo

Dumdidum dumdidum dumdidum dooo

Text-Auszüge aus San Franciscan Nights; Komponisten: Eric Burdon, Vic Briggs, John Weider, Barry Jenkins, and Danny McCulloch, 1967

Hier der Text des Platten-Covers:

[*] Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2021 50.260 Professorinnen und Professoren an deutschen Hochschulen.

Bildnachweise: Headerbild: https://pxhere.com/en/photo/529730, CC0; Organigramm: Gerichtsorganisation in Deutschland (Makroebene), Original PNG by: C.Löser at de.wikipedia; vectorized by: Marcel Rogge, CC BY-SA 2.0 DE

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